Die Schnur eines Jagdbogens wird um einen senkrechten Stab geschlungen. Mit dieser mechanischen Drehvorrichtung liessen sich Löcher bohren.
Ägyptischer Tischler mit Fidelbohrer (2650 v.Chr.).*
Rekonstruktion eines Steinbohrers mit Haltevorrichtung und Fidelbogen (2500 v.Chr.)*.
Eine ähnliche Bauweise wie nebenstehende Bohrvorrichtung hatte der erste bekannte Drehstuhl, mit dem Werkstücke mittels Schnur gedreht und mit einem Werkzeug bearbeitet werden konnten. Ein Steinrelief aus dem Grabe des ägyptischen Priesters Petosiris (300 v.Chr.) zeigt diese Methode, die griechischen Ursprungs ist.
Der Drehstuhl
Der einfache Drehstuhl ist in Asien und im Orient bis heute nahezu unverändert im Einsatz. Rechts im Bild ist ein Inder mit einem sartischen Drehstuhl zu sehen, bei dem das Werkstück mit einem Fidelbogen gedreht wird. Die rechte Hand führt den Bogen und einen beweglichen Hebel, mit dem die Spannung der Sehne variiert werden kann. Mit der linken Hand und den Zehen des rechten Fußes wird das Werkzeug geführt.
Inder mit Drehstuhl und Fidelbogen.*
Drechsler mit Wippdrehbank, ca. 1400, Mendelsche Stiftung Nürnberg.*
Die kontinuierliche Drehbewegung
Trotzdem die Werkstücke auf der Wippdrehbank nur bei jeder zweiten Drehbewegung - nämlich der in Richtung Werkzeug - bearbeitet werden konnten, hielt sie sich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Apparaturen mit einer fortlaufenden, kontinuierlichen Bewegung der Drehspindel setzten sich erst danach durch. Eine dafür wichtige Voraussetzung war die Anwendung von gekröpfter Welle (Kurbel) und Schwungrad, wie es auf nebenstehender Skizze nach Leonardo da Vinci zu sehen ist. Das Prinzip der Kurbel wurde allerdings schon von Aristoteles beschrieben und später zum Antrieb von Schleifsteinen eingesetzt (Darstellungen aus England (12. Jahrh.) und Israel (1485)).
Die Wippdrehbank
Mitte des 13. Jahrhunderts wurde in Europa eine Weiterentwicklung des Drehstuhls, die Wippdrehbank bekannt. Der Antrieb erfolgt nun mit dem Fuß, wodurch beide Hände zum Führen des Drechsel-Werkzeugs zur Verfügung stehen. Die Sehne wird am oberen Ende von einer Wippe, in anderen Ausführungen auch von einem Armbrustbogen, aufgenommen..
Leonardo da Vincis Drehbank mit Kurbel und Schwungrad.*
Nachbildung einer Fußdrehbank aus Holz. (Quelle: Drechselzentrum Erzgebirge - Haus Steinert, Olbernhau)
Die Fußdrehbank
Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts verbreitete sich die Fußdrehbank - zunächst im Umfeld von königlichen Höfen und erst spät in den handwerklichen Drechselstuben. Die ersten Modelle waren aus Holz gefertigt, später wurden Gestell, Spindel, Reitstock, Schiene und Schwungrad aus Eisen hergestellt. Mit der Fußdrehbank aus Metall begann auch das Drehen von Eisen. Der Prinzip "Fußbetrieb" hielt sich bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Nur dort wo Wasserkraft verfügbar war, wurden Drehbänke mit Transmissionsriemen betrieben.
Eiserne Fußdrehbank.*
Die motorgetriebene Holzdrehbank
Die Verbreitung von Elektromotoren verhalf auch den Drechslern zu einer Modernisierung ihrer Ausstattung, die bis dahin eher traditionell handwerklich geprägt war und neue Entwicklungen lange ignorierte. Im industriellen Umfeld wird nun die Holzdrehbank eingesetzt - ein Beispiel findet man rechts im Bild.
Moderne Holzdrehbank (Quelle: Drechselzentrum Erzgebirge - Haus Steinert, Olbernhau)
Mit der fortschreitenden Entwicklung im Bereich der Maschinensteuerung und Computertechnik wurde auch das Holzdrehen automatisiert. Vollautomatische Anlagen zur Herstellung von gedrehter Meterware sind weit verbreitet.
Bildnachweis: * Spannagel (1940). Das Drechslerwerk. Ravensburg: Otto Maier.